Das Problem mit der Festivaldichte in der Westschweiz

Susanne Stöckl

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In der Westschweiz entstehen jedes Jahr neue Musikfestivals, die das ohnehin schon dichte Angebot erweitern. Für einige von ihnen ist die Zukunft zunehmend ungewiss, insbesondere angesichts steigender Künstlergebühren oder schrumpfender Subventionen. 

Wenige Wochen nach der Ankündigung der zweiten Ausgabe des Vibiscum Festivals, das in Vevey, wurde jetzt ein neues Festival in der Region Lausanne vorgestellt: Hyper Ouest. Diese beiden Anlässe, kaum 30 Kilometer voneinander entfernt, spiegeln einen zunehmend angespannten Markt wider.

In den letzten zehn Jahren sind regelmässig neue Angebote erschienen. In dieser Saison wird dies auch im Jura mit dem Festi'live in Porrentruy und dem Dritchino in Courgenay der Fall sein.

Komplizierte Zukunft für kleinere Festivals

Und dieser Markt könnte in Zukunft noch enger werden. "Die Chancen stehen gut, dass es weitere Festivals geben wird, denn in der Westschweiz haben wir noch keine grossen internationalen Akteure", erklärt der Künstleragent und Konzertveranstalter Sébastien Vuiginier in der Sendung "La Matinale" auf RTS.

Gleichzeitig ist es möglich, dass einige Feste verschwinden werden. Mittelgrosse Veranstaltungen (unter 10.000 Personen) haben mit immer höheren Gebühren zu kämpfen. "Ich denke, dass es in den nächsten Jahren für die kleineren Festivals schwierig werden wird", sagte Vuigier.

>> Interview von Sébastien Vuignier in La Matinale:

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Petzi, der Schweizer Dachverband der gemeinnützigen Musikvereine und -festivals, begrüsst den aktuellen Boom, fragt sich aber, wie das Publikum reagiert.

"Nach zwei Jahren Pandemie wird es möglicherweise zu einer Änderung der Gewohnheiten kommen", sagt der Koordinator der Westschweiz in "La Matinale". "Jetzt sind wir zu einer gewissen Normalität zurückgekehrt, aber dieses Jahr wird ein Testjahr für die Festivals sein", so Anja Della Croce. "Bei den grossen Veranstaltungen mache ich mir keine Sorgen, aber bei den kleineren schon."

>> Interview von Anya Della Croce in La Matinale:

Sandro Bucher

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Und die Dynamik des Musikangebots, die von Jahr zu Jahr zunimmt, setzt auch die grossen Geldgeber unter Druck, die entsprechend reagieren. Beispielsweise muss ein neues Festival im Kanton Waadt, das von der Loterie Romande unterstützt werden möchte, bis zu seiner vierten Durchführung auf Unterstützung warten. Das gilt in der Gemeinde seit 2013 - die Änderung wurde eingeführt, nachdem es mehr und mehr Anfragen gab.

In jüngster Zeit haben auch die Kantone Waadt und Wallis sowie die Stadt Genf ihre Subventionspolitik überarbeitet. Dabei wurden jedoch keine Beiträge gekürzt, sondern die Projekte wurden gezielter gefördert, das heisst auch: Es wurden weniger Veranstaltungen unterstützt.

In der Zeit nach der Pandemie gilt also: Weniger Giesskannenprinzip, dafür eine bessere Unterstützung für wichtige regionale Akteure, die voraussichtlich Bestand haben werden. Eine weitere Herausforderung für die Kassen der Festivals in der Schweiz ist die Inflation der Künstlerhonorare. Dies ist das Ergebnis eines starken nationalen und internationalen Wettbewerbs, der sich nach der Pandemie noch verstärkt hat.

Das Problem mit der Festivaldichte

Neues Festival «Luzern Live» rockt in Rekordzeit los

Das neue Festival wurde innert kurzer Zeit auf die Beine gestellt. Es setzt auf einheimische Musik und Nachhaltigkeit.

Es war ein fester Bestandteil des Sommers in Luzern. Im Juli verwandelte sich das Luzerner Seebecken jeweils zur Musikmeile. Das Blue Balls Festival lockte dann gegen 100'000 Menschen an. Grosse Namen waren im KKL zu hören: Ed Sheeran, Joss Stone, Iggy Pop oder Rita Ora.

Und dann wurde es plötzlich still: vier Jahre lang. Zuerst fiel das Blue Balls wegen Corona aus, dann wegen der Erkrankung des Festivalleiters Urs Leierer. Im September 2022 kam das definitive Aus.

Fast zeitgleich machte sich eine musikbegeisterte Gruppe aus Luzern an ein Konzept für ein neues Festival, am gleichen Ort, mit neuen Leuten. Das Ziel war ambitioniert: Bereits im Sommer 2023 sollte ihr Festival «Luzern Live» erstmals über die Bühne.

Im Oktober 2022 gab die Stadt Luzern grünes Licht dafür. «Das war zu einem Zeitpunkt, als die meisten Festivals ihre Line-ups bereits kommuniziert hatten», erinnert sich Piero Achermann, Präsident des Vereins «Luzern Live».

Unterstützung der Stadt Luzern für «Luzern Live» 

Bei der Stadt Luzern ist man erfreut, dass es wieder ein Musikfestival im Juli gibt. Das sei kulturpolitisch und touristisch wichtig. Die Stadt stellt den öffentlichen Grund zur Verfügung. Auch kommt das Nutzungsrecht fürs KKL zum Tragen, welches günstigere Konditionen für Veranstalter vorsieht. Der finanzielle Beitrag der Stadt ans Festival beträgt 60'000 Franken. Das ist knapp die Hälfte von dem, was das Blue Balls erhielt. «Das hat damit zu tun, dass das «Luzern Live»-Festival nicht die Grösse eines Blue Balls hat», so die Begründung von Stadtpräsident Beat Züsli. 

Wie stampft man ein solch grosses Festival innert so kurzer Zeit aus dem Boden? «Mit viel Herzblut», sagt Piero Achermann. Und mit guter Vernetzung. Für das musikalische Programm wurde die Luzerner Booking Agentur «Orange Peel» zugezogen. Ein halbes Jahr hatte diese Zeit, Bands, Musikerinnen und Songwriter zu engagieren.

Bei den grossen internationalen Acts hatten wir tatsächlich wenig Zeit.

Es sei eine Herausforderung gewesen, sagt Mike Walker von «Orange Peel». Man müsse aber zwischen nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern unterscheiden: «Wenn man auf nationaler Ebene an Bands oder Newcomerinnen interessiert ist, sind die Vorlaufzeiten nicht so gross. Bei den grossen internationalen Acts hingegen hatten wir tatsächlich wenig Zeit.» Da seien sie auf Hilfe angewiesen gewesen: auf Partneragenturen oder auf die Leute, die das Booking für die Bands machten.

Zustande gekommen ist trotz allem ein ansehnliches Programm . Rund 60 Musikacts treten ab Donnerstag bei «Luzern Live»  auf verschiedenen Bühnen entlang des Luzerner Seebeckens auf: im KKL zum Beispiel die bekannte britische Band «The Kooks».

Ausverkauft sind bereits die Konzerte von «Hermanos Gutiérrez» und «Black Sea Dahu». Insgesamt finden jedoch deutlich weniger Konzerte im KKL statt, als noch zu Blue Balls Zeiten.

Ein ganz bewusster Fokus setzt das Festival auf Schweizer Musik, auf einer grossen Bühne vor dem KKL. Auf Einheimisches setzen, das sei wichtig. Nicht nur in der Musik.

Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen

Und damit ist man beim Thema Nachhaltigkeit. Auch wenn das nicht einfach sei, sagt Mirco Meyer, Bauchef am «Luzern Live»: «Wenn du ein nachhaltiges Festival durchführen willst, dann darfst du eigentlich keines durchführen, das ist uns sehr wohl bewusst.» Aber man könne auf ein paar Punkte achten.

Wenn du ein nachhaltiges Festival durchführen willst, dann darfst du eigentlich keines durchführen, das ist uns sehr wohl bewusst.

Für die Technik ist ein Unternehmen aus dem Nachbarort Emmen zuständig. Bei der Foodmeile entlang der Seepromenade – welche schon beim Blue Balls ein wichtiger Teil des Festivals ausmachte – suchte man die regionale Zusammenarbeit, sowohl bei den Lieferanten, wie bei der Gastronomie.

«Dadurch können wir Fahrwege einsparen. Und das ist nachhaltig», sagt Mirco Meyer.

Man merkt, dass hier Menschen am Drücker sind, die in der Region fest verankert sind. Dieses Lokalkolorit kommt auch bei den Foodständen zum Ausdruck: Die Holzhütten sind allesamt in den Luzerner Farben blau und weiss angemalt. Diese sollen jedes Jahr aufs neue aufgestellt werden.

"Luzern Live" entsteht in Rekordzeit

Ticketpreise und Künstlergagen bereiten der Branche Sorgen

Das Thema beschäftigt die Musikindustrie seit dem Einbruch der Plattenverkäufe vor etwa zwanzig Jahren. Der stetige Anstieg der Künstlerhonorare und die damit einhergehende Erhöhung der Eintrittspreise bereitet der Branche Sorgen. Die Pandemie hat einen neuen Ausbruch verursacht. Ein Überblick.

Seit dem Ende der Covid-Pandemie, die die Welt und die Kultur zum Stillstand gebracht hat, beunruhigt und bedroht nun ein neuer Anstieg der Honorare für grosse Namen und Produktionen die Branche.

Boomende Gebühren für angelsächsische Headliner

Für gewisse angelsächsische Stars, die nicht unter 700'000 bis 750'000 Franken auftreten würden, werden heute astronomische Summen genannt, während andere internationale Künstler bei 300'000 bis 400'000 Franken beginnen.

Einige junge Superstars wie Billie Eilish knacken sogar regelmässig die Millionengrenze. Auch die Preise für französischsprachige Headliner sind in die Höhe geschnellt und liegen oft zwischen 150'000 und 200'000 Franken, gegenüber 80'000 Franken in der Vergangenheit.

Natürlich beklagen alle Festivals und Konzertveranstalter in den USA und Europa diese schwindelerregenden Steigerungen. Les Vieilles Charrues, Frankreichs grösstes Festival in Carhaix in der Bretagne, ist eine Art Paléo, allerdings mit 70.000 Menschen pro Abend (doppelt so viele wie in Nyon).

Ihr Direktor Jérome Trehorel hatte gehofft, dass diese wiederkehrenden Honorarexplosionen nach dem kurzen Waffenstillstand während der Pandemie ein Ende finden würden, "als die Künstler finanzielle Anstrengungen unternahmen, um wieder auf die Bühne zu kommen. Leider führte dies zu noch grösseren Ungleichheiten zwischen mittelgrossen Festivals, die keinen Zugang mehr zu bestimmten Künstlern haben. Und selbst die grössten Festivals können je nach ihrem Geschäftsmodell oder ihrer Rechtsform nicht mehr das Risiko eingehen, bestimmte Künstler zu engagieren, weil sie nicht die garantierten Ticketverkäufe haben, die sie brauchen, um ihre Bücher auszugleichen."

>> Siehe auch die Erklärungen von Nouvo:

Der Live-Markt könnte bis 2030 einen Wert von 38 Milliarden Dollar haben

Der Konzertmarkt hat in den letzten Jahren sicherlich an wirtschaftlichem Gewicht gewonnen. Laut der Investmentbank Goldman Sachs wird der Live-Markt im Jahr 2023 einen Wert von fast 30 Milliarden Dollar (29,1) haben, könnte aber bis 2030 auf über 38 Milliarden Dollar anwachsen. Für eine tourende Band machen die Konzerte zwischen 33 % und 75 % ihrer Einnahmen aus.

Die derzeitige Inflation ist etwas ganz Besonderes, denn sie wird auch durch einen beeindruckenden Kostenanstieg bei allen Dienstleistern verursacht: Transport (Busvermietung, Sattelschlepper), Unterkunft, Sicherheit, technische Ausrüstung, Ton und Beleuchtung sowie Videogeräte. Diese Kosten haben sich bei bestimmten Artikeln verdoppelt oder sogar verdreifacht.

Bei Opus One, einem der beiden wichtigsten Konzert- und Showproduzenten in der Westschweiz, gibt Direktor Vincent Sager unumwunden zu, dass sich die steigenden Gebühren und Produktionskosten stark auf die Kartenpreise auswirken: "Wir mussten uns mit notwendigen Erhöhungen der Eintrittspreise auseinandersetzen, um die Erhöhungen der Gebühren oder Honorare zu kompensieren, hinter denen sich in Wirklichkeit oft Gebührenerhöhungen verbergen. Wir haben die Preise um 10 bis 20 Prozent erhöht, je nach den künstlerischen Projekten."

Anpassung der künstlerischen Budgets bestimmter Festivals

Angesichts dieser Steigerungen mussten einige Festivals künstlerische Abstriche machen oder im Gegenteil ihr Programmbudget erhöhen. Dies gilt insbesondere für das Paléo-Festival. Um die Eintrittspreise in diesem Jahr nicht zu erhöhen und das gleiche Konzertangebot wie bisher anbieten zu können, hat sich das Paléo bereit erklärt, sein künstlerisches Budget um rund 12,5 % auf 4,5 Millionen Franken (rund ein Sechstel des Gesamtbudgets) zu erhöhen, so Programmleiter Jacques Monnier. Die Ankunft der gefeierten spanischen Sängerin Rosalía ist zweifellos ein Faktor.

Les Vieilles Charrues verfolgen dieselbe Preispolitik und wollen die Eintrittspreise nicht erhöhen, obwohl sie dieses Jahr einen zusätzlichen Abend mit einem etwas teureren Konzert der Red Hot Chili Peppers und einigen namhaften Headlinern (Blur, Robbie Williams und Rosalía) anbieten, was sie dazu veranlasst hat, ihren künstlerischen Rahmen ausnahmsweise auf 6 Millionen Euro zu erhöhen, gegenüber den üblichen 4,5 bis 5 Millionen.

Beim Montreux Jazz Festival hingegen wurde das künstlerische Budget dieses Jahr nicht erhöht. Direktor Mathieu Jaton räumt jedoch ein, dass die Kosten für Hotel und Unterkunft um rund 200 000 Franken gestiegen sind. Diese Situation ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass auch Künstlerinnen und Künstler mehrere Tage an der Waadtländer Riviera verbringen möchten. Während die Erhöhung der Gebühren auch dort zu spüren war, hob Mathieu Jaton vor allem die steigenden Produktionskosten hervor. Sie weist auch auf eine leichte Preiserhöhung von rund 3 % in diesem Sommer hin. Die Preise liegen zwischen 88 und 455 Franken pro Abend für ein exklusives Bob-Dylan-Konzert im Auditorium Stravinski mit einer reduzierten Sitzplatzkapazität von 1500 Plätzen.

Eine weit verbreitete und gefährliche Aufwärtsspirale

Ein weiterer Aspekt des Gebührenanstiegs ist, dass einige Agenturen die Preise in Europa aufgrund des verstärkten Wettbewerbs zwischen den Festivals erhöhen. Einige Künstler haben ihre Gagen sogar verdoppelt, so Jacques Monnier vom Paléo Festival.

Sébastien Vuignier, Direktor von Takk Production, einer Schweizer Konzertagentur, die Gruppen wie Muse, Amy Macdonald, Radiohead, Nick Cave und Arctic Monkeys sowie viele aufstrebende angelsächsische Künstler in das Land holt, sieht eine allgemeine Aufwärtsspirale bei den Honoraren und Ticketpreisen. "Der Kostendruck wird immer grösser, was auch die Kosten für tourende Künstler betrifft. Dies setzt sie unter Druck, ihre Einnahmen zu erhöhen. Dies zwingt uns, die Ticketpreise zu erhöhen, denn wir müssen in der Lage sein, konsistente Budgets zu erstellen und sowohl ihre steigenden Kosten als auch unsere lokalen Kosten zu decken. Aber am Ende zahlt der Zuschauer die Rechnung. In unserem Fall erzielen wir bei grossen Konzerten Gewinnspannen, die unsere Investitionen in die Entwicklung von Künstlern finanzieren.

Die grösste Sorge des Opus One ist kurz- bis mittelfristig die Gefahr einer Überhitzung bei der derzeitigen Inflation, was für niemanden gut wäre. Zumindest glaubt das Vincent Sager: "Es gibt ein echtes Gefühl der Überhitzung in der Lust der Künstler auf Tournee. Die Anfragen zur Reservierung und Bereitstellung von Veranstaltungsorten für 2024 sind phänomenal, stärker denn je. Es werden noch mehr Künstler unterwegs sein als 2023. Sowohl wir als auch unsere Kollegen müssen aufpassen, dass wir nicht alles machen wollen und nicht in Übereifer verfallen. Es besteht die Gefahr, dass wir am Ende ein Angebot an Konzerten und Shows haben, das das Publikum nicht mehr aufnehmen kann".

Nach Ansicht von Jérome Trehorel vom Festival Les Vieilles Charrues hat diese Überhitzung auch zu einem ungesunden Anstieg der Eintrittspreise geführt. "Die Gebühren sollten sich an der Fähigkeit eines Künstlers orientieren, auf einem bestimmten Festival oder in einem bestimmten Gebiet zu verkaufen. Leider funktioniert das so nicht, und wir enden mit finanziellen Forderungen, die völlig an der Realität vorbeigehen. Angesichts der heutigen hohen Ticketpreise sind Konzerte zu einem unerschwinglichen Luxusgut geworden."

Warum die Ticketpreise explodieren

Festivals: Überdosis?

Teurere Tickets, teureres Bier: Festivalsommer kostet mehr

Musikfestivals fürchten, das Publikum wolle die höheren Ticketpreise nicht zahlen oder spare am Openair beim Konsum.

Nimmt das Publikum billiges Dosenbier aus dem Supermarkt ans Konzert oder trinkt es das teurere Bier an der Bar? Diese Frage stellt sich Elena Conradt, Geschäftsführerin des Basler «Jugend-Kultur-Festivals» vor dem Festival-Sommer.

Sie ist eine von vielen Organisatorinnen, die sich grosse Sorgen machen. Grade für ein Gratisfestival, welches sich an junge Leute richtet, sei die Situation diesen Sommer «wahnsinnig schwierig.»

Hintergrund sind die Inflation und die Corona-Pandemie. Es würden nämlich nicht nur viele Güter wie beispielsweise Bier teurer, sondern auch Dienstleistungen: «Der Bühnenaufbau kostet dieses Jahr etwa 30 Prozent mehr», sagt Jeroen van Vulpen, Präsident des Basler Festivals «B-Scene».

Teurer sei der Aufbau wegen der Pandemie, die die Eventbranche besonders hart getroffen habe, so van Vulpen weiter. Viele Firmen mussten schliessen, der Aufbau der Festivals gehe in diesem Sommer deshalb nicht so geschmiert über die Bühne wie in vorherigen Jahren. «Aber Bühnen sind Festival-relevant, auf sie können wir nicht verzichten.» Das Festival «B-Scene» müsse deshalb an andern Orten «Anpassungen machen».

Auffangen könnten diese «Anpassungen» die Mehrausgaben aber nicht, sagt Elena Conradt, die ebenfalls ans Sparen denkt. «Ich kann 200 Franken an einem, und 500 am anderen Ort einsparen. Aber das grosse Loch in der Kasse kann ich so nicht stopfen.»

Anders die Situation in St. Gallen, einem der grossen Open Air mit jeweils über 100'000 Besucherinnen und Besuchern. Obwohl die Ticketpreise für das Festival, welches Ende Juni startet, zehn Prozent mehr kosten als im vergangenen Jahr, seien bald alle ausverkauft. «Auch die beiden Bühnen, die letztes Jahr neu dazu kamen, stellen wir wieder auf», sagt Festivaldirektor Christof Huber.

Entspannt gibt man sich auch in Bern – und dies, «obwohl die Kosten auch bei uns massiv gestiegen sind sowohl beim Material als auch beim Personal», wie Lena Fischer vom Gurtenfestival sagt. Mit dem Ticketverkauf sei man auf gutem Wege, trotz höherer Preise.

Zermatt verkleinert Festival um ein Lokal

Bereits stattgefunden hat das Festival «Zermatt unplugged». Für die Ausgabe 2023 hatte man sich zum Ziel gesetzt, wieder so viel Publikum wie vor der Pandemie anzulocken. Erwartungen, die mehr als erfüllt wurden, obwohl die Tickets teurer wurden: «Die Anzahl Ticketverkäufe und die damit verbundenen Umsätze lagen über dem Level vor der Pandemie, das hat uns sehr gefreut», so Geschäftsführer Rolf Furrer.

Weil die Ausgaben gestiegen seien, habe man aber trotz guten Ticketverkäufen sparen müssen: «Es gab eine Konzert-Location weniger und wir haben auf das eine oder andere Detail – etwa bei den Chalets im «Taste Village» – verzichtet.»

Furrer geht davon aus, dass die Ausgaben der Gäste auch neben dem Festivalleben gestiegen seien, zumal die Hotels und Restaurants teurer geworden seien.

Trotz Erfolg in Zermatt, mehren sich etwa in Basel die Stimmen, die Hilfe vom Staat erhoffen – genauer vom Swisslos-Fonds. Damit stossen sie zumindest nicht auf taube Ohren.

«Wenn jemand glaubhaft nachweisen kann, dass es Probleme gibt, beispielsweise, weil der Bühnenaufbau teurer geworden ist, kann man darauf womöglich finanziell eingehen», sagt der Sprecher des für die Swisslos-Gelder zuständigen Departements in Basel-Stadt. Entschieden ist diesbezüglich aber noch nichts.

Folgen der teureren Festivals

Podcast - Wie funktioniert eine Menschenmenge?

Der Sommer ist die Zeit der Feste und grossen Zusammenkünfte. Gehorchen Menschenmengen universellen oder kulturellen Regeln? Sind sie gefährlich oder intelligent? Antworten vom Experten Mehdi Moussaïd in Point J.

"Bei 6 oder 7 Personen pro Quadratmeter betreten wir die Welt der Physik. Wir werden Fussgängerströme mithilfe von Werkzeugen wie der Strömungsmechanik modellieren. Am Ende spielt der Zweck der Versammlung, der Alkoholkonsum oder die Qualität des Schiedsrichters bei einem Fussballspiel keine Rolle mehr", betont der "Foulologe".

Bei geringerer Dichte spielt die Kultur des Landes eine grose Rolle, beispielsweise in Bezug auf die soziale Distanz oder die Art und Weise, wie man an anderen vorbeikommt.

Das Publikum ist wirklich ein Kraftpaket.

Wie kommt es zu den immer wiederkehrenden Massenpaniken und Tragödien, wie sie zum Beispiel in Mekka und bei Halloween in Seoul zu beobachten waren? "Diese Tragödien sind oft das Ergebnis einer Kombination von Risikofaktoren: einerseits Überfüllung, mehr Menschen als erwartet, Engpässe und Abstosser, die die Menge in eine Richtung fliehen lassen.

Wie kommt man durch Menschenmengen? Was ist mit digitalen Menschenmengen? Sind Menschenmengen gute Schachspieler?

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Weitere Lektüre: Fouloscopie, Mehdi Moussaïd, Humensiences und J'ai Lu. www.mehdimoussaid.com

Foules, eine Ausstellung in der Cité des Sciences et de l'Industrie bis zum 7. Januar 2024, mit einem Online-Escape-Spiel.

Wie funktionieren Menschenmengen?

Openair Chapella: Schöne Musik, Herzlichkeit und lachende Gesichter

Seit 1981 wird jedes Jahr das Openair Chapella gefeiert. Damit ist die traditionelle Veranstaltung das älteste Openair Graubündens und auch eines der kleinsten. Das Festival fand zum 41. Mal auf einem speziellem Festivalgelände in der Natur statt, auf dem man die Konzerte auch direkt vom Zeltplatz aus geniessen kann. Die Atmosphäre in Chapella ist gemütlich, familiär und überschaubar. Neben diversen Konzerten an drei Tagen gibt es auch ein umfangreiches Programm für Kinder. Es ist also ein Openair für die ganze Familie. Das Engadiner Openair zog dieses Jahr rund 300 Personen an, wie die Veranstalter mitteilen.

Am ersten Openair-Tag in diesem Jahr, am Freitag, lag der Fokus auf der romanischen Musik. Nämlich standen die Band DUS, Ladunna und Free Bottle auf der Bühne. Am Samstag und Sonntag folgten diverse Schweizer Bands, die für eine festliche Stimmung sorgten.

Besuch bei einem der kleinsten Festivals

Balélec, das grösste Studentenmusikfestival Europas

Unter den Ständen des Studentenmusikfestivals Balélec in Lausanne darf derjenige der Tessiner nicht fehlen

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An einem Tag im Jahr öffnet der Campus der ETH Lausanne seine Tore für Balélec, das grösste Studentenmusikfestival Europas. Ein Festival, das seit mehr als 40 Jahren 15.000 Besucherinnen und Besucher empfängt. Das Programm umfasst Konzerte und Tanzaufführungen. Bei den Ständen des Festivals darf natürlich derjenige der Tessiner Studenten nicht fehlen, der bei den Balélec-Besuchern am beliebtesten ist, wie uns Thierry Fontana in dieser Folge von #Svizzerando erzählt.

Das grösste Studentenfestival Europas

Die grössten Open-Air-Schlammschlachten der Schweiz

Das Heavy-Metal-Festival in Wacken (DE) versinkt zurzeit im Schlamm. Auch in der Schweiz kam es in den letzten Jahren an Open Airs immer wieder zu schlammigen Szenen. Ein Rückblick in Bildern. 


Wer hierher kommt, darf keine Berührungsängste mit Schlamm haben: das St. Galler Open Air. Wohl eines der bekanntesten Schlammschlachten-Open-Airs der Schweiz.

Am Greenfield Festival 2016 verwandelte das schlechte Wetter den Flugplatz in Interlaken in eine Schlammlandschaft.

Das Paléo Festival in Nyon gehört zu den grössten und schönsten Festivals der Schweiz. Doch so schön war es nicht immer.

Am Openair Frauenfeld kam es immer wieder zu Schlammszenen. So auch 2008.

Oft bleibt das Gurtenfestival vom schlechten Wetter verschont. Doch im Jahr 2000 kam es auch dort zu Schlammszenen.

Fotostrecke: Festivals und viel Schlamm 

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