Prämien, Mieten, Strom, Verkehr, Lebensmittel: Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz steigen in die Höhe

Steigende Strompreise, steigende Krankenkassenprämien: Der September brachte für die Schweizer Haushalte einige besonders harte Nachrichten. Dies geschieht vor dem Hintergrund allgemein steigender Lebenshaltungskosten. Ein Überblick.

Der Bundesrat hat Ende September angekündigt, dass die Krankenkassenprämien in der Schweiz im nächsten Jahr um durchschnittlich 8.7% oder 28.70 CHF pro Monat steigen werden. Dies ist der stärkste Anstieg seit über einem Jahrzehnt. Die Situation ist jedoch von Region zu Region unterschiedlich, wie unsere Infografik unten zeigt. Die Steigerungen reichen von +6.5% in Basel-Stadt und Appenzell Innerrhoden bis zu +10.5% im Tessin.

Seit dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) im Jahr 1996 sind die Prämien stetig gestiegen. Im Jahr 1997 betrug die durchschnittliche Prämie 138 CHF. Im nächsten Jahr wird er um 150% auf fast 360 CHF steigen.

Die Genferinnen und Genfer zahlen die höchsten Prämien des Landes: 454 CHF pro Monat für alle Altersgruppen. Genf liegt nur noch wenige Franken vor Basel-Stadt. Appenzell Innerrhoden hat die niedrigste Durchschnittsrechnung (246 CHF). Die meisten französischsprachigen Kantone stehen an der Spitze der Rangliste. Nur Freiburg und das Wallis bleiben unter dem Schweizer Durchschnitt.

>> Die Prämienerhöhung trifft die Westschweiz besonders hart. Reaktionen und Erfahrungsberichte:

Matthias Hug

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Das Mieten einer Wohnung in der Schweiz wird immer teurer. Das zeigt der Mietspiegel von Homegate, einem Immobilienmarktplatz. Inflation, steigende Hypothekenzinsen und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Ausgaben sind einige der Erklärungen. Ausserdem übersteigt die Nachfrage häufig das Angebot an verfügbaren Immobilien.

Die Mieten - der grösste Posten im Budget der Schweizer Haushalte - haben im August ein Allzeithoch erreicht und sind so hoch wie seit Beginn des Indikators im Jahr 2009 nicht mehr. Im Vergleich zum Vormonat stieg der Index um 0.3 Punkte auf 122.7 Punkte. Im Jahresvergleich stiegen die Mieten in der Schweiz um durchschnittlich 3.9 %.

In mehreren Kantonen, darunter Zürich, Genf und Waadt, ist die Lage kritisch. Die wirtschaftliche Attraktivität der Schweiz, die Überalterung der Bevölkerung und die steigende Zahl von Einpersonenhaushalten führen zu einer immer grösseren Nachfrage. Und es geht noch weiter: Bis 2026 könnten die Mieten noch um mehr als 15% steigen, warnte Martin Tschirren, Direktor des Bundesamtes für Wohnungswesen, kürzlich.

>> Der Wohnungsleerstand in der Schweiz sinkt:

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Nach dem Anstieg um 27% im Jahr 2023 werden die Stromkosten im Jahr 2024 erneut steigen. Anfang September kündigte die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) für das kommende Jahr eine durchschnittliche Preiserhöhung von 18% an. Für einen Haushalt, der 4'500 kWh verbraucht, sind das 222 Franken mehr als in diesem Jahr.

Wie bei den Prämien und Mieten sind auch die Strompreise von Region zu Region sehr unterschiedlich. Die Walliser Gemeinde Zwischbergen hat mit nur 0.10 CHF pro kWh immer noch den günstigsten Strom der Schweiz und ist damit fünfmal günstiger als Braunau (TG), wo eine kWh knapp über 0.50 CHF kostet.

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Prämien, Mieten und Strom sind nicht die einzigen Posten, die die Haushaltsbudgets immer stärker belasten. Der Verbraucherpreisindex, der den Anstieg der Preise für alle Konsumgüter und Dienstleistungen in der Schweiz misst, erreichte im August einen Rekordwert, bevor er im September leicht zurückging (-0.1 %). In der Jahresbetrachtung stieg die Inflation im vergangenen Monat jedoch wieder an (+1.7%, gegenüber 1.6% im August).

Seit Dezember 2020 sind die Preise laut Bundesamt für Statistik (BFS) im Durchschnitt um mehr als 6% gestiegen. Die Transportkosten sind am stärksten gestiegen: +13%. Mit einem Preisanstieg von 7.5% sind auch die Lebensmittelbudgets der Schweizerinnen und Schweizer in die Höhe geschnellt. Auch Haushaltsgeräte (+8,6%), Restaurants (+6,7%) und Freizeitangebote (+6,1%) - wie z. B. Streaming-Dienste - sind stark angestiegen.

In diesem Zusammenhang wird geschätzt, dass jede sechste Person in der Schweiz in die Armut abrutschen könnte. Dieses Phänomen spiegelt sich bereits in den Caritas-Solidaritätsläden wider, die seit der Covid-19-Pandemie und noch mehr seit dem Frühjahr 2022 in allen Regionen des Landes einen Umsatzanstieg verzeichnen. Wenn sich nichts ändert, befürchten viele Beobachter, dass sich die steigenden Lebenshaltungskosten zu einer sozialen Krise auswachsen könnten.

>> "Was ändert sich für Sie durch die Inflation?"

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Die Kosten steigen in die Höhe

Berner Familie: «Wir zahlen  so viel Krankenkasse wie Miete»

Unter den Prämien 2024 leiden vor allem jene, die knapp keine Verbilligungen erhalten. So etwa Familie Nobs aus Bern.

359 Franken pro Person. Das ist die durchschnittliche Krankenkassenprämie 2024. Das sind 8.6 Prozent mehr als im letzten Jahr. Bundespräsident Alain Berset begründet diesen beträchtlichen Anstieg wie folgt: Es gebe mehr ältere Leute, es würden Fortschritte in der Medizin gemacht und es seien mehr Leistungen und mehr und teurere Medikamente  bezogen worden.

Der Anstieg der Prämien ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Die Last, die vor allem auf den Schultern jener Leute lastet, die knapp keine Prämienverbilligungen erhalten, ist überall gross. So auch in Wengi im Kanton Bern bei Familie Nobs. 

Es gibt Schlaflosigkeit und Spannungen als Paar. Man muss immer übers Geld reden.

Bei ihnen im Kanton Bern steigen die Prämien im kommenden Jahr um 8.3 Prozent. Zwar etwas weniger als im Durchschnitt, mit 367 Franken ist die Prämie aber höher als im Schweizer Mittel. Die Belastung sei sehr gross, sagt Mirjam Nobs. Sie ist Hausfrau und hat kleinere Nebenjobs im Gesundheitswesen: «Es gibt Schlaflosigkeit und Spannungen als Paar, wenn man immer über das Geld und die finanzielle Situation reden muss.»

Mit allen Kinderzulagen haben die Nobs rund 9000 Franken im Monat zur Verfügung. Zu viel für Prämienverbilligungen. Dazu kommt, dass die Familie im letzten Jahr aufgrund eines finanziellen Engpasses eine Krankenkassenrechnung nicht begleichen konnte und daher die Kasse im kommenden Jahr nicht wechseln darf. 

Auch die sonstigen Fixkosten würden die Situation der Familie schwierig machen. «Wir würden gerne einmal im Jahr in die Ferien fahren, aber können uns das einfach nicht leisten. Für uns ist das Luxus», sagt Mirjam Nobs.  Es bleibe ihnen nichts anderes übrig, als zu sparen.

Deshalb ist die Familie vor einigen Monaten aufs Land in eine günstigere Wohnung gezogen. Mit kleinen Nebenverdiensten probieren sie ausserdem, ihr Einkommen aufzubessern. Sie haben sich zum Beispiel Hühner angeschafft und verkaufen deren Eier. 

Innenminister Alain Berset betonte an der Medienkonferenz vom Dienstag, dass das Gesundheitssystem in der Schweiz gut sei und deshalb auch seinen Preis habe.  Er räumt aber auch ein, dass die Situation gerade für Personen aus dem unteren Mittelstand schwierig sei. 

«Der Prämienanstieg kommt zusammen mit Erhöhungen der Miet- oder Energiepreise. Das macht die Situation sehr schwierig», so Berset. «Jetzt müssen sämtliche Akteure – auch auf politischer Ebene – ihre Verantwortung wahrnehmen, zusammenarbeiten und nach Lösungen und Reformen suchen.»

«Zahlen so viel Krankenkasse wie Miete»

Sind Schweizerinnen und Schweizer überversichert?

Über einen Viertel des Haushaltseinkommens zahlen wir für Versicherungen. «Überversichert», sagt der Konsumentenschutz – «ein Bedürfnis der Kunden», entgegnet der Helvetia-Geschäftsführer. Klar ist: Der Bund will bei den Lebensversicherungen handeln. 

Über 1000 Franken geben Menschen in der Schweiz im Durchschnitt jeden Monat für Versicherungen aus. Nur die Menschen in Hongkong und in den USA investieren mehr in den Schutz vor Unerwartetem. Klar, viele Versicherungen sind obligatorisch: allen voran die Krankenkassenprämien, die Sozialversicherungsbeiträge für die AHV, die IV oder die Erwerbsersatzordnung. Diese Kosten lassen sich immerhin mit Versicherungsvergleich und Verzicht etwas optimieren. Bei Sachversicherungen oder Lebensversicherungen gibt es mehr Wahlfreiheit. 

Fast 25 Prozent gibt ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz für Versicherungen aus. Zu viel, sagt die Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz Sara Stalder: «Die Bevölkerung der Schweiz ist sicher die bestversicherte Menschengruppe auf der Welt, weil sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat.» Doch die gewisse Versicherungen nutzten das aus: «Die Versicherungsunternehmen wissen, dass eine grosse Zahlungsbereitschaft da ist», sagt die Konsumentenschützerin.

Ein unnötiger Kostenfaktor seien aber auch mehrfach versicherte Risiken, etwa für Reisen oder Diebstahl. «Wir sind nicht überversichert», entgegnet der Geschäftsführer der Helvetia-Versicherung. Sein Argument: «Unsere Untersuchungen zeigen; die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch», sagt Philipp Gmür. Die Prämien seien ihren Preis wert. 

Bund will bei Lebensversicherungen handeln

Ein besonderer Dorn im Auge sind Sara Stalder die Lebensversicherungen: «Versicherungen, bei denen man einen Versicherungs- und einen Sparanteil drin hat, sind erstens teuer und man kann sie nicht kündigen, ohne viel Geld zu verlieren.» Ausserdem seien die Renditeversprechen oftmals unrealistisch. Dies bestätigt eine Untersuchung der Finanzmarktaufsicht Finma.

Auf Anfrage schreibt die Bundesbehörde: «Die Finma stellte fest, dass im ‹ungünstigen› Szenario die Beispielrechnungen für Lebensversicherungen bei über 90 Prozent der untersuchten rund 80'000 Versicherungsabschlüsse zu optimistisch waren.» Es gelte nun, transparente Entscheidungsgrundlagen für die Kundinnen und Kunden zu schaffen. Die Finma kündigte bereits im August an, die Aufsicht in diesem Bereich zu verstärken. 

Helvetia-Chef: «Können Finma-Kritik noch nicht nachvollziehen»

«Wir haben von der Finma-Kritik Kenntnis genommen», sagt Philipp Gmür von der Helvetia-Gruppe.  «Wir gestalten unsere Lebensversicherungsprodukte gestützt auf die gesetzlichen Vorgaben und die Bestimmungen der FINMA. Sie beaufsichtigt uns in diesem Geschäft und erhält von uns alle dafür notwendigen Produktunterlagen», sagt Philipp Gmür. Die Kritik der Finma könne er deshalb noch nicht nachvollziehen. «Wir werten die Kritik nun aber aus», sagt er.

Ist die Schweiz überversichert?

Lebenskosten: Droht eine soziale Krise?

Gibt es eine Antwort auf die Kostenspirale im Schweizer Gesundheitswesen?

Die Krankenkassenprämien steigen nächstes Jahr um durchschnittlich 8,7 Prozent. Seit vielen Jahren liegen die Kosten für die medizinische Grundversorgung über der Inflation. Warum? Und gibt es einen Ausweg aus diesem Teufelskreis?

Die Schweiz ist nicht die einzige Nation, die unter den Folgen der Covid-19-Pandemie leidet und gleichzeitig mit den Kosten einer alternden Bevölkerung zu kämpfen hat.

Aber das Schweizer Gesundheitssystem hat auch einzigartige, hausgemachte Probleme.

Der Sprung von 8,7 Prozent bei der Krankenversicherung ist selbst im Vergleich zu den jüngsten Entwicklungen besonders hart. Dies ist der höchste jährliche Anstieg seit 10,8 Prozent im Jahr 2010, trotz allgemeiner Inflationsprognosen von nur 2,2 Prozent in diesem und im nächsten Jahr.

Die Krankenkassenprämien werden in diesem Jahr die Gesundheitskosten von 35 Milliarden Franken nicht decken, ebenso wie die Einnahmen im vergangenen Jahr hinter den Ausgaben zurückblieben. Hinzu kommt, dass die schlechte Entwicklung der Finanzmärkte ein Loch in die Rücklagen der Krankenversicherer gerissen hat.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind die Arzneimittelkosten in diesem Jahr um 5,5 Prozent gestiegen. Auch die Rechnungen von Ärzten und Krankenhäusern für Behandlungen sind gestiegen, was zum Teil auf eine Änderung der Tarifstruktur für Krankenhausbehandlungen im Jahr 2022 zurückzuführen ist, durch die sich die Ausstellung vieler Rechnungen auf dieses Jahr verschoben hat.    

Hinzu kommt eine Zunahme der ambulanten Behandlungen, wie Physiotherapie und psychologische Betreuung.

Können die Gesundheitsbranche und die Regierung Einsparungen erzielen?

Das Gesundheitsministerium sagt, es habe "seit 2012 die Medikamentenpreise um mehr als eine Milliarde Franken und die Labortarife um 10 Prozent gesenkt", sowie weitere Einsparungen erzielt.

Der scheidende Gesundheitsminister Alain Berset beklagte, dass das Parlament einige seiner ehrgeizigeren Sparvorschläge blockiert oder verwässert hat, wie beispielsweise den Vergleich der Medikamentenpreise in der Schweiz mit anderen Ländern, in denen sie weniger kosten. Es wird vermutet, dass mächtige Lobbygruppen, wie die Pharmaindustrie, dabei eine Rolle gespielt haben.

Berset richtete sich auch an die Patientinnen und Patienten: "Wir alle müssen uns überlegen, ob ein Arztbesuch wirklich notwendig ist und ob wir nicht zuerst zum Hausarzt gehen können, anstatt gleich einen teuren Spezialisten zu konsultieren."

Es gibt eine Reihe weiterer Vorschläge zur Kosteneinsparung, die nicht vom Gesundheitsminister stammen.

Der Preisüberwacher Stefan Meierhans ist zum Beispiel der Meinung, dass die Schweizer Krankenkassen denjenigen, die im Ausland billigere Medikamente kaufen, die Kosten erstatten sollten.

Martin Landolt, Präsident des Krankenkassenverbandes SantéSuisse, sagte gegenüber dem Tages-Anzeiger, dass im Gesundheitswesen zu viele unwirksame Behandlungen durchgeführt werden.

Dies war ein wiederkehrendes Thema in den Schweizer Medien und im Parlament, ebenso wie die Klagen über die zu hohe Bezahlung einiger Ärzte.  

In der Zeitung Blick sprach Anne-Geneviève Bütikor, Direktorin der Spitalgruppe H+, von einer Handvoll Spitäler, die wegen mangelnder Finanzierung schliessen müssen. "Wenn es keine übergreifenden Pläne zur mittelfristigen Anpassung des Systems gibt, werden weitere folgen", warnt sie.

Ein Teil des Problems besteht darin, dass die Kantone die staatlichen Krankenhäuser betreiben und kontrollieren, so Thomas Boyer, Direktor des Krankenversicherers Groupe Mutuel.

"Sie befinden sich in einer Position, die nach einem Interessenkonflikt riecht: Sie sind Eigentümer von Krankenhäusern und haben daher ein ureigenes Interesse daran, deren Rentabilität sicherzustellen. Gleichzeitig legen sie den Erstattungssatz aus den Rechnungen für die Patienten fest", sagte er Anfang des Jahres gegenüber dem Schweizer Fernsehen RTS.

SantéSuisse-Vorsitzender Landolt schlägt vor, dass der Bund und nicht die Kantone das Spitalwesen betreiben sollten.

Das Thema ist im Jahr der Parlamentswahlen ein heisses Eisen, da verschiedene Parteien Pläne zur Reform des Gesundheitssystems und zur Senkung der Versicherungskosten vorlegen.

Doch Gesundheitsminister Berset beharrt darauf, dass das "sehr gute Gesundheitssystem" keiner radikalen Überarbeitung bedürfe.

Wie steht das Schweizer Gesundheitssystem im internationalen Vergleich da?

Die Schweiz hat das teuerste Gesundheitswesen unter den 38 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dies geht aus den neuesten Vergleichszahlen hervor, die in der Vergleichsstudie "Gesundheit auf einen Blick 2021" veröffentlicht wurden.

"Im Durchschnitt würde derselbe Warenkorb an Waren und Dienstleistungen in der Schweiz 72 Prozent mehr kosten als im OECD-Durchschnitt", heisst es in dem Bericht. Der Betrieb eines Spitals ist in der Schweiz mehr als doppelt so teuer wie im OECD-Durchschnitt.

Der Bericht stellt auch fest, dass die Schweiz nach den USA und Deutschland (OECD-Durchschnitt 8,8 Prozent) den drittgrössten Anteil des BIP (11,3 Prozent) für die Gesundheit ausgibt.

Die Kosten des Gesundheitswesens gehören zu den wichtigsten Themen, die die Schweizerinnen und Schweizer jedes Jahr in mehreren Umfragen des "Sorgenbarometers" der Medien angeben.

Werden die Gesundheitsprämien weiterhin die Inflation übertreffen?

Das ist eine der schwierigsten Fragen, aber angesichts der Vielzahl von Problemen, die von Fachleuten innerhalb des Gesundheitssystems berichtet werden, bleibt es eine Möglichkeit.

"Wir müssen uns mit den Problemen der steigenden Gesundheitskosten auseinandersetzen. Das ist ein echter Notfall", sagte Thomas Boyer von der Groupe Mutuel im Sommer gegenüber RTS.

Die FMH-Vereinigung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte weist jedoch darauf hin, dass die Gesamtkosten im Gesundheitswesen in den letzten 15 Jahren nur um bescheidene 2,6 Prozent pro Jahr gestiegen sind. Die Krankenkassenprämien sind viel stärker gestiegen, weil das "antiquierte" Krankenversicherungsmodell nicht mehr mit den Kosten und der Entwicklung der Behandlungen Schritt hält, die mehr ambulante Behandlungen ermöglichen, so die FMH.

Die FMH hat mit dem Gesundheitsministerium und den Krankenversicherern Gespräche geführt, um ein neues Modell für die Finanzierung der Gesundheitskosten und ein neues System zur Regelung der Abrechnung durch Krankenhäuser und Ärzte auszuarbeiten. Die FMH ist der Ansicht, dass dadurch die Kosten des Gesundheitswesens besser mit der Finanzierung in Einklang gebracht werden können, was den steigenden Versicherungsprämien einen gewissen Schrecken nehmen würde.

Doch die Reformpläne, die seit etwa 14 Jahren laufen, haben noch keine Früchte getragen.    

Einen Ausweg aus der Kostenspirale?

Zwischen Wohnungsmangel und steigenden Mieten: Studenten haben Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden

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Die Studierenden in der Westschweiz beginnen ihr Studium an der Universität und an den Hochschulen. Doch zwischen Wohnungsmangel und steigenden Mieten ist das Wohnen für viele von ihnen nach wie vor eine echte Herausforderung.

Auch in diesem Jahr bereitet die Suche nach einem Wohnort denjenigen, die ihre Ausbildung weit weg von zu Hause fortsetzen, grosse Kopfschmerzen.

"Wir haben immer wieder Studierende, die im Panikmodus zu uns kommen und sagen, dass sie keine Wohnmöglichkeit haben", erklärt Cédric Rychen, Leiter der Abteilung für soziale Angelegenheiten der Universität Lausanne, in La Matinale von RTS.

Der verfügbare Wohnraum ist rar und die Mieten sind oft viel zu teuer für Studentenbudgets, die selten mehr als 600 bis 800 Franken betragen.

"Es stimmt, es fügt eine zusätzliche Schwierigkeit hinzu, Wohnungen mit immer höheren Mieten zu haben", meint Cédric Rychen.

Die steigenden Zinsen haben in der Tat zu einem Anstieg der Mieten geführt und es ist heute nicht ungewöhnlich, "dass man Wohnungen oder sogar WG-Zimmer für 900 Franken sieht", beobachtet Cédric Rychen. "Was es vor ein paar Jahren überhaupt nicht gegeben hat", fügt er hinzu.

>> Schauen Sie auch das 19:30-Uhr-Thema über Studierende in prekären Situationen:

Ein Zimmer zu finden, selbst bei bestehenden Wohnungen, erweist sich für viele Studierende als zu kostspielig, sodass sich viele dazu entschliessen, zu pendeln.

Cédric Rychen stellt dieses Phänomen Jahr für Jahr fest. Die Studierenden der Universität Lausanne aus den benachbarten Westschweizer Kantonen pendeln immer häufiger. "Da sie in der Region keine Unterkunft finden, müssen sie pendeln", sagt er.

Seiner Meinung nach hat diese Lösung jedoch andere Nachteile. "Wenn sie von zu Hause aus bei den Eltern pendeln, sparen sie zwar an der Unterkunft, aber dafür haben sie zusätzliche Transportkosten", erklärt Cédric Rychen.

"Und es sind eine Menge zusätzlicher Mühen für Studenten, deren Lehrplan manchmal extrem voll ist", fährt er fort.

Der Kanton Waadt hat vor drei Jahren fast 1000 Studentenwohnungen gebaut, doch für den diesjährigen Studienbeginn fehlen noch 300 bis 400.

Freiburg und Neuenburg kommen etwas besser weg. Doch vor allem in Genf und Lausanne sind die Immobilien knapp und die Mieten unerschwinglich.

Studenten hadern bei der Wohnungssuche

Teuerungsdruck bringt Schweizer Haushalte in Armutsgefahr

Die Armut wird in der wohlhabenden Schweiz immer sichtbarer. Laut zwei verschiedenen Organisationen, die die Situation von Familien in prekären Verhältnissen beobachten, geben die offiziellen Zahlen jedoch nicht den Ernst der Lage wieder.

"Die Datenlage zur Beurteilung von Armut und Prekarität in der Schweiz ist sehr lückenhaft", sagt Emilie Rosenstein, Leiterin des Observatoire des précarités an der Hochschule für Soziale Arbeit und Gesundheit (HETSL) in Lausanne, das sich mit Menschen in finanziellen Schwierigkeiten beschäftigt. "Die aktuellen Statistiken geben uns nur Momentaufnahmen der Armut. Sie sagen uns nicht, welche Menschen sich systematisch in einer prekären Situation befinden."

Sie begrüsst die Einrichtung eines nationalen Armutsüberwachungssystems durch die Regierung und stellt fest, dass es ein differenzierteres Bild der Armut in der Schweiz liefern könnte.

Offiziellen Angaben zufolge fallen 8,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung, das entspricht etwa 745.000 Menschen, unter die Armutsgrenze. Die Pandemie hat die Zahlen kaum verändert, mit einem Armutsanteil von 8,5 Prozent im Jahr 2020 und 8,7 Prozent im Jahr 2019. Das Bundesamt für Statistik stellte in einer Pressemitteilung mit Stolz fest, dass die Schweiz "einen höheren Lebensstandard als die meisten Länder der Europäischen Union aufweist."

Rosenstein ist in ihrer Einschätzung weniger positiv. "Wir können froh sein, dass es seit der Pandemie keine Explosion der Armutszahlen gegeben hat. Es gibt jedoch einen langsamen Anstieg, der sich noch nicht in den Statistiken niederschlägt", warnt sie.  Die Daten erfassen nicht die wachsende Kluft zwischen Haushalten mit niedrigem und hohem Einkommen, ein Phänomen, das sie auf lange Sicht für problematisch hält.

Das erste Familienbarometer, das im April 2023 vom Verband Pro Familia Suisse und der auf Familien ausgerichteten Pensionskasse Pax veröffentlicht wurde, zeigt eine weniger strahlende Realität. Die Studie zeigt, dass 41 Prozent der Schweizer Familien gerade genug haben, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, und 28 Prozent haben am Ende des Monats nichts mehr zu sparen. Mehr als die Hälfte von ihnen gab auch zu, dass sie aus Kostengründen bereits auf eine medizinische oder therapeutische Behandlung verzichtet haben. "Der Preisanstieg bei den lebensnotwendigen Gütern trifft vor allem Familien mit geringem Einkommen, die in eine prekäre Situation gedrängt werden", sagt Pro Familia-Direktor Philippe Gnaegi.

Dieser Trend spiegelt sich auch in der Entwicklung der Schweizer Reallöhne wider, die laut dem Bundesamt für Statistik zwischen 2021 und 2022 um fast 2 Prozent sinken werden. Während die Nominallöhne leicht gestiegen sind, hat die Inflation die Kaufkraft der Angestellten untergraben. Auch diese Zahlen geben laut Gnaegi keinen vollständigen Aufschluss über die Schwierigkeiten der Haushalte, da sie die ständig steigenden Kosten für die Krankenversicherung nicht berücksichtigen.

Die Inflation ist in der Schweiz sicherlich geringer als in anderen europäischen Ländern wie Deutschland (7,9 Prozent) oder dem Vereinigten Königreich (über 10 Prozent). "Wir sind vielleicht weniger bedauernswert als andere, aber wir müssen vorsichtig sein, wenn es um Vergleiche geht", sagt Rosenstein. Sie erinnert daran, dass die Folgen eines Rückgangs des verfügbaren Einkommens vor allem die Bezieher der niedrigsten Einkommen zu spüren bekommen werden.

Rosenstein denkt, dass der Staat nicht nur den am stärksten Benachteiligten helfen, sondern auch präventive Massnahmen ergreifen muss, um den unteren Mittelschichten zu helfen, bevor sie in die Armut abgleiten.

"Die Familienpolitik ist der arme Verwandte unseres Gesellschaftssystems", erklärt Philippe Gnaegi. Der Direktor von Pro Familia empfiehlt den Ausbau der Ergänzungsleistungen für Familien, die bereits in vier Kantonen bestehen. Dabei handelt es sich um eine finanzielle Unterstützung für erwerbstätige Familien, die nicht in der Lage sind, die Grundbedürfnisse ihres Haushalts, einschliesslich der Krankheitskosten, zu decken.

Es müssen auch Massnahmen ergriffen werden, um die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben zu erleichtern, so Gnaegi. Er weist darauf hin, dass sechs von zehn Frauen in der Schweiz Teilzeit arbeiten, eine Quote, die in Europa fast beispiellos ist. Er ist daher der Meinung, dass das vom Nationalrat im März 2023 verabschiedete Kinderbetreuungsgesetz ein Schritt in die richtige Richtung ist. Es sieht vor, dass für jedes Kind, das von der Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit von einem Dritten betreut wird, eine Beihilfe gewährt wird.

Die Kosten des Gesundheitswesens bereiten Kopfschmerzen

"Es gibt zwei Dinge, die das Haushaltsbudget stark belasten: Miete und Krankenversicherung. Dies sind die Hauptursachen für die Verschuldung", sagt Rosenstein und weist darauf hin, dass fast ein Drittel der Gesundheitskosten inzwischen von den Bürgern selbst getragen werden. "Diese Situation ist problematisch, denn die Quote ist fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), und sie wird weiter ansteigen.

Gnaegi plädiert für eine Begrenzung der Krankenversicherungsprämien auf 10 Prozent des Haushaltseinkommens. Im Kanton Waadt ist ein solches System bereits in Kraft. Die SP hat eine Initiative zur Ausweitung dieses Systems vorgelegt. Vorerst sind aber weder die Regierung noch das Parlament von der Initiative überzeugt und möchten einen Gegenvorschlag einbringen.

Stefan Meierhans, der Preisüberwacher des Landes, argumentiert, dass die Schweiz mehr tun könnte, um die Kraft des Wettbewerbs zu nutzen. "Man muss den Wettbewerb ins Spiel bringen", sagt er. "Es gibt zu wenig Bewegung bei den Verbrauchern."

Rosenstein ist da anderer Meinung: "Den Wettbewerb auszuspielen mag einigen Menschen helfen, aber es wird nicht diejenigen entlasten, die mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. "

Die Antwort liegt ihrer Ansicht nach darin, das Problem der Menschen anzugehen, die Sozialleistungen, auf die sie Anspruch haben, nicht in Anspruch nehmen. Viele Menschen, die Anspruch auf Zusatzleistungen der Alters- und Hinterbliebenenversicherung oder der Invaliditätsversicherung hätten, nehmen diese nicht in Anspruch, weil sie in der Regel nicht mit dem System vertraut sind. "Wir müssen diese Menschen auf bestehende Lösungen hinweisen", sagt Rosenstein.

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entscheiden sich bei Erreichen des Rentenalters für einen Umzug ins Ausland. Menschen über 65 Jahre machen etwa 10 Prozent aller Auswanderer aus. Ihre Gründe für die Auswanderung sind zwar nicht genau bekannt, aber viele tun dies aus finanziellen Gründen.

"Bei unserem Rentensystem, das stark von der individuellen Vorsorge abhängt, geraten manche Menschen in eine schwierige Situation, selbst wenn sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben", stellt Rosenstein fest. Für sie kann ein Umzug ins Ausland ein Weg sein, ihre Würde zu bewahren und die Beantragung von Unterstützung zu vermeiden.

Schweizer Haushalte und das Armutsrisiko

Wie stark werden die Strompreise in Ihrer Gemeinde im Jahr 2024 steigen?

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Die Stromrechnungen werden im nächsten Jahr um durchschnittlich 18% steigen. Diese Steigerungen sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. Ermitteln Sie den Tarif in Ihrer Gemeinde mithilfe unserer interaktiven Karten.

Nach dem Anstieg in diesem Jahr (+27%) werden die Stromkosten 2024 weiter steigen. Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) hat für das kommende Jahr eine durchschnittliche Tariferhöhung von 18% angekündigt. Für einen Haushalt, der 4'500 kWh verbraucht, sind das 222 Franken mehr als in diesem Jahr.

Diese Erhöhungen variieren erheblich von einem Verteiler zum anderen, wie unsere Karte unten zeigt.

>> Klicken Sie auf die Gemeinden für weitere Informationen:

In der Westschweiz wird der grösste Anstieg im Kanton Freiburg zu verzeichnen sein. In vielen Gemeinden sind die Tarife der Groupe E um rund 28% gestiegen. In Estavayer-le-Lac steigt die Rechnung sogar um 33%, wiederum für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 4'500 kWh.

Auch in einem grossen Teil des Kantons Neuenburg werden die Tarife um mehr als 25% erhöht. Genf hingegen liegt im Schweizer Durchschnitt.

Nach den höchsten Steigerungen im Jahr 2023 bleiben die Kantone Wallis und Waadt bis auf wenige Ausnahmen relativ unbeeinflusst. Die Erhöhung beträgt in der Regel weniger als 15%, manchmal sogar weniger als 5%.

Die Gemeinde Zwischbergen (VS) wird mit 0.10 Franken pro kWh weiterhin den günstigsten Strom des Landes haben. Der Preis wird fünfmal tiefer sein als in Braunau (TG), wo eine kWh etwas mehr als CHF 0.50 kostet.

Strompreise steigen 2024 weiter an

Travail Suisse fordert Lohnerhöhungen von bis zu 4,5 Prozent

Angesichts der stetig steigenden Preise fordert der Gewerkschaftsdachverband Travail Suisse Lohnerhöhungen. Die Gewerkschaft ist überzeugt: Die Unternehmen können es sich leisten.

Allgemeine Lohnerhöhungen von bis zu 4,5 Prozent: Dies ist die Forderung von Travail Suisse, die darauf hinweist, dass "die Reallöhne der Arbeitnehmenden dieses Jahr zum dritten Mal in Folge sinken werden." Dies ist "das erste Mal in der Nachkriegszeit", so die Gewerkschaft in einer im August 2023 veröffentlichten Erklärung.

Travail Suisse weist darauf hin, dass die Reallöhne aufgrund des anhaltenden Kostenanstiegs im Jahr 2023 unter dem Niveau von 2015 liegen werden. "Die Unternehmen haben Spielraum für Lohnerhöhungen, da die Produktivität und die Gewinne weiter steigen und inzwischen das Niveau von vor der Covid-Krise übertroffen haben."

Die Gewerkschaftsorganisation weist auch auf die Lebenshaltungskosten hin, die aufgrund "höherer Mieten, steigender Krankenversicherungsprämien und immer teurerer Lebensmittel" weiter steigen. Zusammen mit den Energiekosten führen diese Faktoren dazu, dass die Kaufkraft der Arbeitnehmer untergraben wird.

Inflation und steigende Kosten: Was ist zu tun?

Sandro Bucher

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SEIDISERA vom 10.08.2023: Die Inflation in Italien verlangsamt sich, aber die Ausgaben jenseits der Grenze sind ein wenig billiger.

Sollen die Löhne bis zu 4.5% steigen?

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Nutzer des öffentlichen Verkehrs zahlen zu viel für ihre Billette, kritisiert der Preisüberwacher

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Die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel zahlen zu viel für ihre Billette, wie der Preisüberwacher im August anprangerte. Er weist hier insbesondere auf den Regionalverkehr hin.

Preisüberwacher Stefan Meierhans zeigte sich besorgt über den Anstieg der Tarife für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz. Und das, obwohl ihre Kosten für die Nutzerinnen und Nutzer angemessen bleiben müssen, wie es seit 2016 in der Bundesverfassung geschrieben steht.

Aber niemand hat wirklich eine rote Linie definiert, die nicht überschritten werden darf. Der Begriff "angemessen" bleibt also eher schwammig. "Angemessene" Tarife würden wahrscheinlich vereinfachte Tarife bedeuten. Laut Meierhans ist dies jedoch nicht der Fall. In seiner Eigenschaft als Überwacher ist es daher seine Aufgabe zu beurteilen, was als "angemessen" zu gelten hat.

Für den Preisüberwacher sind vor allem die Nutzer der Regionalverkehrslinien die Leidtragenden. In einer Pressemitteilung schreibt er, dass Reisende auf diesen Linien "zunehmend mehr Geld für die Plätze ausgeben, die sie belegen, aber auch für die Plätze, die leer bleiben".

Er plädiert für eine gleichmässige Lastenverteilung zwischen der öffentlichen Hand und den Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs.

"Die Beteiligung von Nutzerinnen und Nutzern muss angemessen sein. Ausgehend von eben diesem Grundsatz muss es konkretisiert werden. Vorerst ein fairer Anteil, das heisst 50% von der Öffentlichkeit und auf der anderen Seite 50% von den Nutzern", erklärte er gegenüber La Matinale.

>> Hören Sie sich das Interview mit Stefan Meierhans in La Matinale an.

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Seit der Pandemie sind die öffentlichen Verkehrsmittel leerer geworden, ebenso die Kassen. Daher waren die Tariferhöhungen, nachdem sie bereits im Frühjahr angekündigt worden waren, erwartbar. Der Preisüberwacher will daher jede Masslosigkeit vermeiden und kündigt an, dass die Ticketpreise künftig nicht mehr als 50% der Gesamtkosten betragen werden.

Es muss auch gesagt werden, dass die SBB zwar auf den Hauptstrecken weiterhin Geld verdient, der gesamte Regionalverkehr jedoch defizitär bleibt. Die in den Bussen gekauften Fahrkarten decken nur 10-40% der Kosten. Für den Rest greifen die Öffentlichkeit in die Tasche.

Öffentliche Verkehrsmittel über Steuern zu bezahlen oder sie bei jeder Nutzung zu bezahlen, macht letztendlich keinen Unterschied. Es ist jedes Mal der Bürger, der zur Kasse gebeten wird. Aber es ist das Gefühl, das sich unterscheidet. Wenn die SBB ihre Preise erhöht, verstärkt das unsere Wahrnehmung, dass der öffentliche Verkehr teuer ist.

Um den Blick und die Gewohnheiten der Nutzerinnen und Nutzer auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu ändern, haben Deutschland, Spanien und Österreich beispielsweise ihre Preise gesenkt.

"Öffentlicher Verkehr ist zu teuer"

Soziale und materielle Entbehrung: eine Realität für 5% der Schweizer Bevölkerung

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Nicht essen gehen, das Auto nicht reparieren lassen oder keine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen, weil das Budget es nicht zulässt: Das nennen wir materielle und soziale Entbehrung. Ein Phänomen, das laut Bundesamt für Statistik (BFS) im Jahr 2021 mehr als 5% der Schweizer Bevölkerung betrifft.

Gemäss diesem neuen, vom Bundesamt für Statistik (BFS) berechneten Indikator ist rund jede zwanzigste Person gezwungen, aus Geldmangel auf Güter, Dienstleistungen oder soziale Aktivitäten zu verzichten. Diese Quote liegt jedoch immer noch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 11.9 %. Darüber hinaus ist der allgemeine Lebensstandard - geschätzt auf der Grundlage des verfügbaren Medianeinkommens - nach wie vor höher als der unserer Nachbarländer.

Dies ist ein neuer Indikator, denn bisher wurde nur die am weitesten verbreitete Form der materiellen Entbehrung berücksichtigt, nämlich eine unerwartete Ausgabe von 2'500 Franken innerhalb eines Monats nicht bestreiten zu können. Davon sind fast 20% der Schweizer Bevölkerung betroffen.

Der BFS-Bericht enthält eine Reihe von Statistiken zur Prekarität in der Schweiz. Im Jahr 2021 lag die Armutsquote bei 8.7% (+0.2% über ein Jahr). Das sind 745'000 Menschen, die mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze* leben, vor allem Ausländer, Alleinerziehende, Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung oder Arbeitslose.

Dennoch lebten etwa 157'000 Menschen unterhalb der Armutsgrenze, obwohl sie arbeiteten.

Aus dem Bericht geht auch hervor, dass 8% der Bevölkerung auf regelmässige bezahlte Freizeitaktivitäten verzichten, während ein etwas grösserer Teil sich nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr leisten kann. 3% der Schweizerinnen und Schweizer können es sich nicht leisten, mindestens einmal im Monat mit der Familie oder mit Freunden zu essen oder zu trinken.

Diese Zahlen sind für die Caritas besonders besorgniserregend. Sie ist besorgt, dass die Armut in der Schweiz "seit 2014 signifikant und kontinuierlich gestiegen ist", schreibt das Hilfswerk in einer Pressemitteilung.

Radiobeitrag: Cléa Favre Webtext: jop mit ats

*Gemäss den Standards der Schweizerischen Konferenz der Sozialhilfeorganisationen (SKOS) liegt die Armutsgrenze bei einem verfügbaren Einkommen von 2'289 Franken pro Monat für eine alleinstehende Person und 3'989 Franken pro Monat für zwei Erwachsene und zwei Kinder.

Materieller Verzicht ist eine Realität

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